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THE RETROSIC – Biographie

von am 2006-10-24, in Biographien

Als im April 2001 mit der Veröffentlichung von „PROPHECY“ die Geschichte von THE RETROSIC ihren Anfang nimmt, ist noch nicht abzusehen, dass sich bereits das Debutalbum einer beachtlichen Resonanz wird erfreuen können. Immerhin stehen in Zeiten des „Future-Pop“-Booms die Zeichen für Bands des härteren Elektrogenres nicht zwingend auf Sturm.

Den finalen Gegenbeweis dafür erbringt ein knappes Jahr später die Veröffentlichung von „MESSA DA REQUIEM“. Das Minialbum stürmt aus dem Nichts an die Spitzen der europäischen Alternative Charts, um nach drei Monaten auf Platz 1 gar zum „Record of the Year“ der Holländischen Alternative Charts DUC gekürt zu werden. Der Song „GROUND ZERO“ etabliert sich praktisch über Nacht zum Clubhit und verquickt dabei geschickt harte Elektronik mit orientalischer Melodieführung.

Während westliche Medien zumeist in atemlosem Entsetzen oder gar in zweifelhafter Patriotenpose angesichts der Ereignisse um den 11. September 2001 erstarren, nimmt sich „MESSA DA REQUIEM“ differenziert und durchwegs (selbst-)kritisch dem Thema an. THE RETROSIC wird dabei erstmals um den klassischen Gesang der Sopranistin Zaide bereichert, die mit Zitaten aus dem gleichnamigen Verdi-Requiem letztlich der EP ihren Namen gibt. Die musikalischen Qualitäten der Band werden bald darauf in diversen Remixarbeiten für BRUDERSCHAFT, CLAN OF XYMOX u.a. erneut gefordert. Spannende Ergebnisse, wie der Remix für [:SITD:]’s „Laughing Stock“, dem Cyrus seine Stimme leiht, bereichern in den Folgemonaten aufs neue die Clublandschaft.

Knapp zwei Jahre nach „MESSA DA REQUIEM“ erscheint dieser Tage RETROSIC’s neues Fulltime-Release „GOD OF HELL“.

Musikalisch präsentiert sich die Band gewohnt variantenreich und zeigt sich dabei unbeeindruckt angesichts des immensen Erwartungsdrucks, unter dem das Album entstand. So bleiben harsche Arrangements mit bissigen Vocals das unverrückbare Zentrum RETROSIC’s, wobei die Elektronik diesmal mehr denn je auf eine ausgefallene Instrumentierung trifft: Mit „THE STORM“ eröffnen indische Flötenklänge das Album. Martialische Military-Drums bahnen sich ihren Weg und ätherische Knabenchöre erheben sich im Finale von „MANEATER“„DRAGONFIRE“ verbindet vermutlich erstmalig Industrialelemente mit breiten Posaunenklängen, während „ELYSIUM“ den elektronischen Kontext scheinbar gänzlich verlässt, um orientalischen Rhythmen Raum zu geben. Selbiger Song ist es auch, der erneut Zaides Gesang in den Mittelpunkt rückt. Darüber hinaus werden diesmal all jene mit einem ganz besonderen Leckerbissen verwöhnt, die THE RETROSIC für deren klassische und besinnliche Seite schätzen lernten: Auf der Bonus-CD, „SERVANT OF HELL“ des 2CD-Digipacs finden sich alternative Interpretation ausgewählter Albumtracks, die von Zaides klassischem Soprangesang getragen werden. Unter dem Leitmotiv „DESTROY THE WORLD TO SAVE IT“ schließt „GOD OF HELL“ auch thematisch an seinem Vorgänger an, beleuchtet das Thema jedoch auf globale Weise:“Es beschreibt den ureigenen Antrieb der Menschheit, die Welt an den Abgrund zu führen, in der fahlen Hoffnung, ihren Weg damit zum Besseren zu wenden. Heute wie vor 70 Jahren, im Kleinen, wie im Großen, einer widersinnigen Bestimmung folgend.“ (Cyrus) Die Vielschichtigkeit des Themas tritt im Verlauf des Albums in unterschiedlichster Gestalt zu Tage und konkretisiert sich auf kunstvolle, wie provokante Weise in seinem aufwendig gestalteten Artwork: Anachronistischer Militarismus karikiert darin eine unbefriedete Gegenwart und stellt letztlich die Frage, ob ein Ende dieses Irrwegs jemals abzusehen ist.

Aufwendig und packend präsentiert sich auch das endzeitliche Video zu „THE STORM“. Es ist Bestandteil der Bonus-Disc „SERVANT OF HELL“. Kaum vorstellbar, doch ein vierköpfiges Team arbeitete über 3 Wochen rund um die Uhr allein an den Spezial-Effekten des Videos und erfreute sich dabei der Unterstützung von J.SCHOPPER, dessen Team bereits für die Special Effekte des Films INDEPENDENCE DAY mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Um so erstaunlicher klingt daher Cyrus’ Aussage: „Es mag angesichts des Aufwandes nicht so erscheinen, doch THE RETROSIC ist vom ersten bis zum letzten Glied independent.“ Tatsächlich veröffentlicht Cyrus seit seinem ersten Album „PROPHECY“ über sein eigenes Label TRIBUNE RECORDS. Und so ist es auch der Kontakt zu einer Independent-Band, den fabelhaften IN STRICT CONFIDENCE, die ihm die Möglichkeit eröffnen, THE RETROSIC nun über die Kanäle eines Majors wie SONY/SOULFOOD zu vertreiben. Dabei bewahrt er sich seine maximale Unabhängigkeit und zeichnet neben der Labelarbeit letztlich für Musik, Gesang, Produktion und dem visuellen Erscheinungsbild von THE RETROSIC verantwortlich. Für das finale Mastering vertraut Cyrus diesmal auf das Ohr der musikalischen Triebfeder hinter [:SITD:] alias Tom Lesczenski. „Wir genießen beide die sporadische Zusammenarbeit unserer Bands. Es ist einer dieser seltenen Glücksfälle, in dem der eine die Idealvorstellung des anderen kennt und ihr mit seinem Beitrag noch einen eigenen Zauber zu verleihen vermag,“ beschreibt Cyrus das Zusammenwirken.

THE RETROSIC Lineup auf NIGHTCRAWLER:
Cyrus, Zoe, Fletcher, Ian, Andor
Diskographie:
2001: PROPHECY (Album)
2002: MESSA DA REQUIEM (Mini-Album)
2004: GOD OF HELL (Album)
2006: NIGHTCRAWLER (Album)
THE RETROSIC
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