Tag: Freiheit
Unheilig – „Puppenspiel“
von elli am 2008-04-25, in Rezensionen
Auch Künstler sind nur Menschen! Seit einigen Wochen muss sich Der Graf (Unheilig) mit einer schweren Grippe und Bronchitis auseinandersetzen, sodass seine Konzerte mittlerweile ein zweites mal verschoben werden mussten. Hier spürt man- was Der Graf den Fans an Aufmerksamkeit und Nähe gibt, spiegelt sich in jenen niederschlagenden Momenten wie diesen nieder. Denn die treuen Fans warten geduldig seiner Genesung, um mit ihm einen unvergessenen Konzertabend zu erleben. Dafür sprechen die restlos ausverkaufte Tour von Unheilig und seine neuste Scheibe „Puppenspiel“, die bereits Platz 13 in den Media Control Charts erobert hat.
„Puppenspiel“ ist ein weiteres Konzeptalbum, was sich nahtlos an „Moderne Zeiten“ fügt. In diesem Werk schlüpft Der Graf in verschiedene Rollen, die wichtige Figuren und Bausteine für die Handlung darstellen und zeigt somit Bedürfnisse, Verlangen oder Handlungen einer jeden Seite, identifiziert sich mit ihnen und präsentiert dem Hörer ohne Umschweifen die Elemente des Menschseins.
Wie es sich für ein „Puppenspiel“ gehört, beginnt es mit dem sich öffnenden Vorhang, der die Spannung des Publikums steigert. Dessen bedient sich auch Unheilig und beginnt mit „Vorhang auf“ seine Spiele. Die Songs sind wie erwartet geradlinig und eingängig arrangiert, wobei die Gitarre an Präsents gewonnen hat, jedoch im Einklang mit seiner Stimme steht.
Im Verlauf schlüpft er in die Rolle des Puppenspielers, der alles in seiner Umwelt lenkt und steuert, bewusst in Handlungen eingreift oder sie geschehen lässt. Nach und nach zeigt er auch die Lebensabläufe der Puppe oder des Zuschauers. Dabei wird immer klarer, wie nahe ein Puppenspiel dem wirklichen Leben kommt, zeigt Song für Song Gefühle, Ängste und Reaktionen.
In dem Stück „Der Clown“ nimmt die Erzählung an Geschwindigkeit und Härte zu. Hier wird beschrieben, wie es ist, wenn man vor Menschen tritt, die meist eine Maske tragen, immer die Erwartungen anderer erfüllt. Dezent geht es weiter mit „Sei mein Licht“. In diesem ehr langsameren Stück spürt man ein wenig Geborgenheit im Wechselspiel von Wort und Musik. Der Graf versteht es einmal mehr, sich der facettenreichen Sprache zu bedienen, geübt variiert und jongliert er mit den Texten.
Weiter singt er über Sehnsüchte und Verlangen in „Fang mich auf „ oder „Feuerengel“. Tiefgründige Gedankengänge finden sich hier eingesponnen in einen Mantel von Ungewissheit und Träumen. Seine Reise durch die Persönlichkeiten und deren Taten zieht sich bis zum Ende hin abwechslungsreich und frisch. Auch nach dem neunten Titel wird die Scheibe nicht langweilig und eintönig. Und wie es sich für Unheilig gehört, findet man auch hier mit „An deiner Seite“ eine fabelhaft schöne Ballade.
„Der Vorhang fällt“- passend zum Konzept wird das Album durch den gesungenen Vorhang beendet. Mit diesem Song möchte sich Der Graf vor allem bei seinen Fans bedanken: „….all dass was ich bin und erlebt habe, verdanke ich ihnen. Sie haben mir mehr gegeben als nur Applaus, und dafür habe ich dieses Lied geschrieben.“
Fazit: hochkarätiger, deutschsprachiger Rock vom feinsten